Mit acht Jahren bekam ich mein erstes Tagebuch. Ich vertraute ihm meine damalige große Liebe an und erzählte ihm regelmäßig vom Glück und Kummer dieser frühen Mädchentage. Das Tagebuchschreiben hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe seither unzählige Hefte, Blöcke und Büchleins gefüllt. Immer mit Datum und Ort rechts außen. Immer für mich, niemals mit dem Hintergedanken, das solle jemand einmal lesen.
Mir hilft das Schreiben, Probleme zu lösen, Abstand zu gewinnen, Ereignisse zu reflektieren, Ideen zum Leben zu bringen und Kraft zu schöpfen. Das ist keine Einbildung, wie Experten sagen.
„Schreiben wirkt manchmal wie eine lebensverbessernde Droge“,
wird die Psychologin Johanna Vedral in der Zeitschrift Psychologie heute vom Juli 2014 zitiert. „Es ist ein Heilmittel“, behauptet der rumänische Autor Cristian Mihai, der über die Verzahnung von Leben und Schreiben bloggt.
Los geht´s!
Das Wunderbare am Schreiben ist, dass es jeder überall kann. Papier und Bleistift sind leicht verfügbar. Ob zu Hause am Küchentisch, auf einer Parkbank oder im Café. Es geht immer. Hilfreich ist es allerdings, sich bestimmte Schreibzeiten freizuhalten. Denn: Je regelmäßiger, desto besser. Ich schreibe mit der Hand. Gerade, wenn es um innere Prozesse geht, ist man beim Schreiben mit der Hand mit seinem Innersten stärker verbunden als beim Schreiben am Computer. Außerdem ist es für mich ein sinnliches Vergnügen, wenn meine Füllfeder auf einem schönen Blatt Papier dahinstreicht.
Wer ganz neu zum Schreiben kommt und nicht weiß, wie er beginnen soll, könnte z.B. mit Sätzen oder Fragen starten.
- „Heute ist mir klar geworden, dass …“
- „Für welche drei Dinge, bin ich heute besonders dankbar?“
Auch die positiven Dinge des Alltags festzuhalten, tut uns gut. Das zeigte eine Studie des Psychologen René Proyer von der Universität Halle-Wittenberg. Wer jeden Abend erfreuliche Beobachtungen und Erlebnisse notiert, die ihm im Laufe des Tages widerfahren sind, steigert sein Glücksgefühl. (Die Zeit, 23. März 2016)
Wichtig ist, in den Schreibfluss einzutauchen, und sich nicht nach den ersten Sätzen gleich im Kopf zu zensieren. Das ist kontraproduktiv. Die Worte kommen mit der Zeit von alleine, während sich unser Herz öffnet …
Schreiben tut auch mir gut. Ich schreibe mehr oder weniger täglich, bevor ich ins Bett gehe, vier Dinge in ein Büchlein, die meinen Tag besonders lebenswert gemacht haben. An einem trüben Tag darin nachzulesen, gibt viel gute Energie.