Frauenvorbild Traute Molik-Riemer – Das Malen ist mein Jungbrunnen.
Mit 55 Jahren wurde ich mein eigener Mäzen.
Wir – Andrea und Petra – sind Traute vor etwa 30 Jahren als Grafikdesignerin begegnet, seither mit ihr befreundet, dürfen wir sie Trudy nennen. Vor rund zehn Jahren hat auch Ricki sie kennengelernt. Trudy beschäftigt sich nämlich auch literarisch mit dem Thema Leben und hat 2006 die „Tagebuchtage“ initiiert und bis 2016 erfolgreich organisiert. Über 130 Lesungen mit Lebensgeschichten bekannter Frauen und Männer gingen in ganz Österreich über die Bühne. Wir haben sie dabei unterstützt. Trudy ist unser erstes Frauenvorbild.
Wie erlebst du das älter werden?
„Ich erlebe es positiv, weil ich das Glück habe, seit meinem 60. Lebensjahr gesund zu sein. Alter ist ja nur eine Zahl, die den Anderen etwas bedeutet. Trivial gesagt ist man wirklich so alt wie man sich fühlt und als Frau vielleicht auch wie man aussieht. Ich bin jetzt mit über 70 gesünder als in der Zeit zwischen 30 und 60. Damals hatte ich jede zweite Woche bis zu drei Tage schwere Migräne. Außerdem Schulter- und Rückenbeschwerden durch meinen Beruf als Illustratorin und Grafikdesignerin. Jetzt habe ich nur ein hin und wieder schmerzendes Knie. Also kein Vergleich!“
Der Zwang zur (Arbeits-)Leistung fällt weg, sobald man eine Pension bezieht.
„Als künstlerisch begabter, junger Mensch war es mein Traum, Kunst zu studieren und von Malerei oder Bildhauerei leben zu können. Schon mein Professor an der Akademie nahm zumindest uns Mädchen diese Illusion. Er sagte, wir bräuchten einen reichen Mann oder einen reichen Vater, um als Künstlerinnen zu überleben. Ich hatte weder das eine noch das andere und arbeitete daher anfänglich im Büro und später als Graphikdesignerin und Illustratorin, also zumindest in einem künstlerischen Beruf.“
Jetzt bin ich mein eigener Mäzen.
„Aber immerhin so erfolgreich, dass ich nach 40 Berufsjahren mit 55 in Pension gehen konnte und nun mein eigener Mäzen bin. Ich kann endlich ohne den Druck davon leben zu müssen, künstlerisch tätig sein. Das bringt mir bisher keinen finanziellen Gewinn, macht mich aber sehr, sehr glücklich.“
Zeit für meine Gesundheit: Schwimmen, Gymnastik, Gehen.
„Zu meinem 50. Geburtstag habe ich mir gesagt, dass ich mir ab nun nichts mehr gefallen lasse und mich nicht mehr nach dem Willen anderer richte, um deren Wohlwollen zu erringen. Heute ist mir wichtig, auch Zeit für meine Gesundheit zu haben. So gehe ich z.B. regelmäßig schwimmen, mache Gymnastik und gehe viel zu Fuß. Ich besitze eine Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel, sodass mein Auto überflüssig geworden ist und voriges Jahr verkauft wurde.“
Welche Rolle spielt ein Partner im Alter? Und wie fühlst du dich gerade?
„Ein geliebter Partner spielt die Rolle des Glücks im Alter. Spielt er die nicht, sollte man ihn spätestens mit 60 verlassen. Ich fühle mich gut, kann aber nicht sagen wie alt ich mich fühle. Dazu müsste ich wissen, wie sich eine Durchschnitts-Siebzigerin zu fühlen hat oder eine Durchschnitts-Sechzigerin. Mein Ziel ist, lange mobil und geistig wach zu bleiben, damit ich lange malen und reisen kann. Denn beides ist „mein Leben“. Und genau das möchte ich von meinem Leben haben.“
Traute Molik-Riemer empfiehlt.
„Genießt Eure Jugend! Lasst euch vom Alltag nicht unterkriegen. Tanzt, lacht und liebt so viel ihr könnt und verwirklicht eure beruflichen Träume so gut es geht. Nichts stelle ich mir schlimmer vor, als im Alter sich sagen zu müssen: Ich habe es nicht einmal versucht.“
Steckbrief Traute Molik-Riemer
In Kiel (Nord-Deutschland) geboren und in Niederösterreich aufgewachsen, studierte sie in Wien an der Akademie für Angewandte Kunst bei Prof. Knesl Bildhauerei. Nach der Geburt ihres Sohnes arbeitete sie als selbstständige Grafikdesignerin und Illustratorin für internationale Werbeagenturen in Wien. In den späten 90er Jahren kehrte sie zur künstlerischen Arbeit zurück. In Einzelausstellungen im In- und Ausland wurden und werden ihre Werke gezeigt.
Das Schaffen von Traute Molik-Riemer ist umfassend.
Bei einem Atelierbesuch haben wir uns ein Bild davon gemacht und erfahren, dass sie täglich etwa drei Stunden malt und dies bis zu fünfmal in der Woche. Kein Wunder, dass bisher vier Zyklen mit Hunderten von Bildern entstanden sind. In den Ölbild-Serien „Bild-Bilder“ und „Die unsichtbaren Bilder“ greift sie psychologische Themen wie Wahrnehmung, Gedächtnis und Kognition auf. Die Serie „Assoziationen zum Leben“ ist ein „work in progress“. Das Wasser und die Gesundheit beschäftigen die Künstlerin so sehr, dass sie darüber zwei Bücher verfasst hat. Gesundheit mit Wasser 1994 Orac Verlag und Wasser-Schutz 1996 va bene 1996. Seit 2006 arbeitet sie kontinuierlich an der Serie „Wasser-Visionen“. Aktuell sind „Wasser-Visionen“ bei Rahmen und Kunst Veronika Korbei M2 in Wien Hietzing zu sehen.
Ihre Radierungen mit 200 Kupferplatten im Format 15x15cm, waren die Vorlage für bisher 30 Ölbilder (100×100 cm) und einer Reihe von Kleinplastiken, die sogenannten „Küchenikonen“. Auf Segelleinwand entstand das „Menschenbild“ (1,3m breit, 40 m lang) und soll bewusst machen, dass wir „unendlich“ vielen Menschen in unserem Leben begegnen. Deshalb werden wir weiterhin Frauenvorbilder suchen und vorstellen.
Wenn ihr eine Frau kennt, die wir als Frauenvorbild vorstellen sollen, dann lasst es und wissen.
Gekonnt gemachter Blog, der zeigt, auch etwas ältere Damen wissen mit ihrem Leben etwas Sinnvolles zu unternehmen. Hoffentlich regt dieses Beispiel dazu an, Sinnvolles zu tun, um sich nach dem Arbeitstrott in der Pension eine Erfüllung zu geben. Es ist doch oft so, dass man schon immer dies oder jenes tun oder unternehmen wollte; Mangels Zeit dies immer hintangestellt hatte.
Man sollte die nun neu gewonnene Zeit wirklich nützen. Jetzt – und nicht immer sagen: „Wenn´s einmal ist!“ (Zitat meiner Mutter)
Wenn es jemand verdient, als Frauenvorbild genannt zu werden, dann bestimmt Trudy, die ich als Auftraggeberin vor beinahe 50 Jahren kennengelernt habe. Wir sind uns beinahe die ganze restliche Berufszeit „treu“ geblieben und haben viele Projekte gemeinsam durchgezogen. Bewunderung hat in mir hervorgerufen, dass trotz Kind und Zeitdruck immer – und sei es noch so kurzfristig – innerhalb kürzester Zeit entsprechende und sehr brauchbare Entwürfe, zu Beginn direkt, dann über Fax und letztlich per Computer geliefert wurden. Eine kurze telefonische Abstimmung genügte und das druckreife Produkt war am nächsten Tag da.
Auch in späteren Jahren war und ist Trudy immer wieder für Neues aufgeschlossen und gibt bis heute keine Ruhe, da ihr immer wieder etwas einfällt, welches sie dann mit dem gewohnten Elan in die Tat umsetzt. Ein Beweis, dass auch reifere Damen geistig flexibel sind und mit viel Enthusiasmus und positiver Lebenseinstellung mit den Jungen noch lange nicht nur mithalten sondern ihnen Einiges vorgeben können.