In der siebenten Klasse Gymnasium bekamen wir ein neues Unterrichtsfach: Philosophischer Einführungsunterricht. Das gefiel mir. Obwohl mir damals sehr wenig gefiel. Ich interessierte mich für die Lehren der großen Denker, von Sokrates und Platon über Kant bis Nietzsche und ganz besonders für Sartre und den Existenzialismus. Erst später wurde mir bewusst:
Wir haben nur von Männern gelernt.
Von Simone de Beauvoir und Hannah Arendt hörte und las ich später. Da war ich mit der Schule längst fertig.
Dabei hat es in jedem Zeitalter philosophierende Frauen gegeben, die Vordenkerinnen waren und Veränderungen bewirkten. Marit Rullmann und Werner Schlegel stellen in ihrem Buch „Denken, um zu leben“ 41 Philosophinnen vor, die vom 17. Jahrhundert bis heute gelebt haben bzw. noch immer wirken. In Einzelporträts werden ihre Leben und ihr Denken vorgestellt. „Die meisten Philosophinnen lebten (und leben) nicht im berühmten „Elfenbeinturm“. Sie beschäftigen sich unter anderem mit (neuen) philosophischen Themen wie Leib, Geburt, Gefühle, Ungerechtigkeit oder schlicht dem Alltag“, so die beiden Autoren.
Das Buch würdigt das Werk dieser Philosophinnen und bewahrt es vor dem Vergessen. Was ein Vergehen wäre, da vieles davon bis heute aktuell ist und zum Nachdenken anregt.
Ich hoffe, dass Literatur wie diese auch Einzug in den Schulunterricht findet und jungen Menschen schon viel früher als mir zeigt, dass Philosophie keine Domäne von Männern ist.